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my berlin

Von Marlene | Veröffentlicht am: 4. März 2015

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Die Liste wird nie vollständig sein.

Das wurde mir letzten Sommer klar, als ich mir wieder mal vornahm, über meine Lieblingsläden in Berlin zu schreiben. Sollte ich nicht lieber noch warten, bis dieser eine heiße Shop aufmacht von dem schon alle reden? Bis ich endlich in dem Café war, in das ich schon so lange gehen wollte? Bis ich mehr über den Westen erzählen kann? Denn es macht ja ständig irgendein neuer Laden auf, ein neuer Kiez wird toll, eine neue Bar ist angesagt. Das ist ja gerade das Schöne an dieser Stadt. Dass sie zu groß ist, zu viel, zu doll, um sie in 30 Punkten abzuhaken.

Und trotzdem.

Trotzdem wollte ich über die Orte schreiben, an denen ich hier gerne bin. Denn ich bin überhaupt gerne in Berlin. In diesem Sommer seit sieben Jahren. Länger habe ich, außer zuhause bei meinen Eltern, nirgends je gelebt. Ist einfach so passiert, wie es das wohl nur kann, wenn man sich für eine Stadt entscheidet, ohne dass es sich wie eine Entscheidung anfühlt. James und ich sind für Jobs gekommen, geblieben, als wir sie verloren, haben neu angefangen, das Leben einmal umgewuchtet, sind eine Familie geworden. Manchmal kommt es mir vor, als hätten wir erst gestern die Tür zu unserer Wohnung aufgeschlossen. An anderen Tagen unheimlich vertraut.

Das Gute an Berlin, hat eine Freundin mal gesagt, ist, dass man nie der letzte Gast auf der Party ist. Gut an Berlin ist auch, dass man mit den Gästen, die nachkommen, diese Stadt teilen möchte. Ich mag, dass Berlin vielen gehört, nicht nur wenigen mit viel Geld. Dass sie nie großstädtisch tun muss, um eine Großstadt zu sein. Dass sie mitunter nervt, man ihr aber nie nachhaltig was übel nehmen kann. Ich mag, dass wir hier von einem auf den nächsten Tag einfach: zuhause waren. Vor dem Umzug damals hatte ich eine Google Map mit allen Adressen angelegt, von denen ich gehört hatte und dachte, sie könnten wichtig sein. Einige der Läden gibt es nicht mehr, andere waren Reinfälle, viele habe ich nie besucht, weil sich vorher was Besseres fand. Inzwischen habe ich meine eigenen Stecknadeln in den Stadtplan gesteckt – Lieblingsorte aus sieben Jahren.

Klar, ich hätte warten können, bis ich mir angeschaut habe, wie die Galerie C|O BERLIN im Amerikahaus geworden ist. Oder bis ich sagen kann, ob CHUTNIFY wirklich das erste indische Restaurant der Stadt ist, das was taugt. Hätte DISTRIKT COFFEE mit auf die Liste nehmen können, denn ich bin in dieses Café blitzverliebt. Vielleicht beim nächsten Mal. Bis dahin habe ich dann hoffentlich auch ein paar empfehlenswerte Adressen außerhalb von Mitte und Prenzlauer Berg gesammelt, dort leben wir jetzt halt und sind die meiste Zeit. Denn das habe ich mir für die nächsten sieben Jahre vorgenommen: noch mehr von dieser Stadt zu sehen. Sie ist zu groß, zu viel, zu doll, um es nicht zu tun.

 

||| Mode |||

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THE STORE x SOHO HOUSE | Torstraße 1 | Na gut, der hat auch erst eröffnet. Aber so ein Laden hat eben noch gefehlt. Weil er genau genommen kein Laden ist, sondern eine Entschuldigung, den ganzen Tag herrlich zu vertrödeln. Es gibt ein Café mit gutem, frischem Essen, ein Nagelstudio und Friseursalon, einen großen Bereich mit Schreibtischen, sollte man tatsächlich zum Arbeiten gekommen sein. Ach ja, und einkaufen kann man auch. Die Mode spielt in der Champions League (The Row, Christophe Lemaire, Mark Cross etc.), aber ab und zu kann man ja nach den Sternen greifen. Auch alles andere – Beauty, Papeterie, Bücher, Musik, Geschirr und vor allem die wunderbaren Blumen von Mary Lennox – möchte man sofort einpacken und mitnehmen.

WALD | Alte Schönhauser Straße 32c | Wenn ich groß bin, wäre ich gern so cool wie Dana und Joyce von Wald. Die Mode, die sie aussuchen, ist unerwartet, besonders und sehr, sehr lässig. Auf der Wunschliste: Ein „Je t’aime Jane“-Pullover von Bella Freud. Immer wieder mitnehmen: Wäsche und T-Shirts von A.O.cms. Letzte Entdeckung: Schmuck von Sukathi. Der Armreif mit der Aufschrift „oh boy“, den ich zu Arlos Geburt bekommen hab, ist mir heilig.

SOTO | Torstraße 72 | Es ist ganz einfach: So lange es so gute Läden für Männer gibt, kaufe ich ihnen halt weiter die Klamotten weg – wie Pullover von Folk, Sonnenbrillen von Han Kjøbenhavn, T-Shirts von Kitsuné. Nebenbei: In die Umkleiden des Soto möchte man einziehen.

THONE NEGRÓN | Linienstraße 71 | Ettina Berrios Negrón entwirft Kleider, zu denen man „für immer“ sagen will. Ich hab mein Herz an den Willow Summer Dress verloren: Erwachsen, feminin, auf eine unaufdringliche Art elegant und schlicht romantisch, wie auch der Rest ihrer Entwürfe. Von dieser Frau würde man sich auch ein Hochzeitskleid wünschen. Wie gut, dass Ettina jetzt eine bridal collection entwirft.

WOOD WOOD ANNEX | Rochstraße 3 | Berlin hat mich süchtig nach Turnschuhen gemacht. Wood Wood Annex liefert den besten Stoff, z.B. von Eytys, Common Projects und Adidas.

BLUSH | Rosa-Luxemburg-Straße 22 | Es ist nicht so, als würde der Bikinikauf zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählen. Aber im 7. Monat? Dank der Fürsorge und Expertise von Blush habe ich damals den passenden gefunden. Eine Erlösung! Auch nicht schwanger werde ich mich vor dem nächsten Strandurlaub dort eindecken. Falls es gerade nicht in die Ferien geht: die Lingerie ist ebenfalls reizend.

SCHUHMACHEREI ALEXANDER | Pappelallee 89 | Wenn man nicht ausgerechnet nur Sneaker trägt, ruiniert das Berliner Pflaster irgendwann jeden Schuh. Dann schleunigst zu diesen Jungs in der Pappelallee. Die haben mir bisher jeden, aber wirklich jeden, Absatz meisterhaft gerettet.

PANAMAHÜTE | Kollwitzplatz 1 | Würde mir bloß der Name des Händlers wieder einfallen. Verfehlen kann man den Herren im Sommer auf dem Wochenmarkt am Kollwitzplatz aber trotzdem nicht. Er hat den Stand mit den schönsten Panamahüten. Immer samstags.

 

||| Beauty |||

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LOTUS MASSAGE | Zionskirchstraße 34 | Wenn die Masseuse gegen Ende der Stunde auf meinem Rücken steht, frage ich mich, warum ich wieder zur traditionellen Thaimassage gegangen bin. Einen Tag später die Antwort: Die Rückenschmerzen sind weg! Hier gibt’s keine Duftkerzen, keine Panflötenmusik, keinen Firlefanz, nur ehrlich gutes Durchkneten.

TRICIA C. PAHL | Oberwallstraße 12 | Meine Freundin Elisabeth hat sie mir mit den Worten empfohlen: Eine Pediküre von Tricia halt fünf Wochen. War nicht gelogen. Die Beautybehandlungen habe ich noch nicht ausprobiert, sollen aber ebenso fabelhaft sein.

JACKS BEAUTY DEPARTMENT | Kastanienallee 19 und Bikini Berlin | Vor kurzem hab ich bei Jacks eine beauty lesson genommen und gelernt, dass ich auch nach 20 Jahren Schminken immer noch nicht annähernd alles über Eyeliner, Concealer und Primer weiß (mehr dazu bald). Besitzerin Miriam, selbst Visagistin, ist halt Expertin darin, überzeugende Produkte zu finden. Bei ihr habe ich zum Beispiel den lebensverändernden, wirklich: lebensverändernden, Beauty Blender entdeckt. Aktueller Lieblingsfund: die dänische Pflegelinie Karmameju, besonders die Duftkerzen.

WHEADON | Steinstraße 17 | Muss allein deshalb auf dieser Liste stehen, weil ich dort das Hydrating Serum von Luxsit gefunden habe, mit dem mein Gesicht so tut als sei es wieder Anfang 20. Zudem mag ich an dem Laden, dass die Markenauswahl überschaubar, aber hervorragend ist, hier gibt es zum Beispiel Und Gretel, die neue, natürliche Beautylinie aus Berlin. Und dass auch die Männer umsorgt werden. Als ich James den beard wash von OAK mitgebracht habe, hat er mich ausgelacht. Jetzt ist die Flasche fast leer.

FINE & DANDY | Lychener Straße 43 | Dass es in Berlin einen reizenderen, aufmerksameren und unprätentiöseren Friseur als Franko von Fine & Dandy gibt, mag ich nicht glauben. Und Haare schneiden kann er auch.

MDC COSMETICS | Knaackstraße 26 | Ein Besuch bei MDC ist wie einmal tief Durchatmen. Alles hier ist so angenehm uneitel – die Produkte, die Atmosphäre, die Besitzerin Melanie dal Canton –, dass einem andere Parfümerien im Vergleich muffig vorkommen. Zeit nehmen für die Düfte. Geht auf die Schnelle: die Seifen und Cremes von der australischen Marke Grown Alchemist probieren und einpacken lassen. Ich fantasiere seit meinem letzten Besuch von einem der sagenhaft schönen Handspiegel, die Saskia Diez für MDC entworfen hat.

 

||| Design |||

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PARKHAUS | Schröderstraße 13 | Das Problem am Parkhaus ist, dass ich dort immer Dinge finde, von denen ich vorher nicht mal ahnte, dass ich sie unbedingt brauche. Zum Beispiel Bettwäsche aus Leinen. Oder hauchdünne Glaskaraffen. Oder einen Staubwedel aus Straußenfedern. Nützlich, dass ich hier auch immer Dinge finde, von denen ich weiß, dass ich sie brauche, wie kleine Geschenke und nette Mitbringsel für Kinder.

LUIBAN | Rosa-Luxemburg-Straße 28 | Papier, Karten und Notizbücher, die so fein sind, dass man nur noch per Hand schreiben möchte. Seit der Brieföffner „Birdie“ auf meinem Schreibtisch liegt, öffne ich sogar Rechnungen gern. OK, gelogen. Aber zumindest nicht mehr so ungern. Auch sonst hat Luiban allerliebste Accessoires für einen schöneren Schreibtisch.

TING | Rykestraße 41 | Laura bringt Möbel und Design aus dem hohen Norden und dem fernen Osten zusammen und hat dafür ein so gutes Händchen, dass man ihren Laden kaum wieder verlassen kann, ohne wenigstens eine Kleinigkeit mitzunehmen.

MODULOR | Prinzenstraße 85 | Jedes Mal, wenn ich bei Modulor bin, wünsche ich mir handwerkliches Talent. Auf drei Stockwerken gibt’s genug Künstlerbedarf, um ein ganzes Haus mit DIYs zu füllen. Dankbarerweise finden auch Leute mit zwei linken Händen viel. Das japanische Geschenkpapier mit Katazome-Druck etwa ist ein Geschenk an sich.

BLUMENBETT | Kollwitzstraße 90 | Es gibt wenig, was mir auf der Stelle mehr Freude macht als frische Blumen in der Wohnung. Am liebsten die vom Blumenbett oder von TRANGLY (Marienburger Straße 8).

SCHOEMIG PORZELLAN | Raumerstraße 35 | Ich hätte nichts dagegen, die Blumen nur noch in Vasen von Schoemig zu stellen. Die Kaffeebecher nehm ich auch gleich dazu. Und die Teller. Und die Espressotassen. Hinreißend zartes und schlichtes Porzellan.

SODA | Weinbergsweg 1 | Warum hebe ich eine Vanity Fair von 1995 auf? Werde ich jemals wieder in die erste Ausgabe von Gentlewoman gucken? Wann muss ich den Stapel britischer Vogues vom Boden räumen, bevor mein Baby sie zerfleddert? Bestimmt könnte ich den Platz in unserer Wohnung, den Zeitschriften einnehmen, auch anders nutzen. Ich kann mich bloß nicht von ihnen trennen. Denn irgendwann werde ich vielleicht wieder in ein altes SZ Magazin gucken und die Geschichte finden, die ich damals so umwerfend fand, und ich werde sie noch mal lesen. Ganz egal, wie viel ich online bin, ich mag es einfach, Geschichten auf Papier zu sehen, schwarz auf weiß, im Layout, mit gedruckten Bildern. Nachschub gibt es bei Soda, wo man neben internationalen Magazinen auch in so herrlich irren Büchern wie „Russian Criminal Tattoos“ oder „Where’d You Get Those? – New York City Sneaker Culture“ blättern kann.

OCELOT | Brunnenstraße 181 | Bücher, und zwar print und digital, gibt’s auch bei Ocelot, glücklicherweise meine Nachbarschaftsbuchhandlung. Glücklicherweise, denn die Auswahl ist großartig und das Café so nett, dass man mit dem neuen Buch gleich zum Lesen bleiben kann. Ocelot hat auch einen überwältigend umfangreichen Onlineshop, so dass man auf den Internetversand mit A eigentlich verzichten kann.

MAGASIN | Lychener Straße 3 | Auf der Suche nach schönen Möbeln landet man in Berlin entweder schnell beim Sachbearbeiter in der Bank, um den Dispo zu erhöhen oder bei den gewieften Händlern am Arkonaplatz, die einem auch ollen Plunder als mid-century modern verkaufen wollen. Dazwischen gibt es Läden wie Magasin. Verkauft werden Möbel ab den 1950er Jahren, ebenfalls nicht gerade günstig, dafür glänzend restauriert und auf Wunsch mit eigener Stoffauswahl bezogen. Manchmal hat man Glück und findet ein Schnäppchen wie die Holzstühle, die jetzt bei uns am Esstisch stehen.

GESTALTEN SPACE | Sophie-Gips-Höfe | Gestalten Space ist sicher der hübschere Name. Inspirations-Tankstelle könnte man es auch nennen. Das Angebot an Büchern, die Schönheit der Design- und Kunstobjekte, die Ideen für Kinder – das alles erfüllt bei jedem Besuch.

 

||| Kinder |||

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TINY | Schröderstraße 14 | Annes Laden ist mir ans Herz gewachsen, seit wir dort den ersten Strampler für Arlo gekauft haben als Arlo noch nicht mal einen Namen hatte. Er kam von Mini Rodini und wird nie wieder hergegeben. Ganz verknallt bin ich gerade in die Strumpfhosen von Hansel from Basel und alles mit Streifen von Mads Nørgaard. Nicht-Berliner können sich freuen: Anne hat Tiny endlich auch als Onlineshop eröffnet.

WALKING THE CAT | Mulackstraße 7 | Daria wiederum hat ihren Onlineshop endlich auch als Laden eröffnet. Die Versuchung, alles Geld in Kinderklamotten zu stecken, ist damit doppelt so groß, schließlich hat sie Schönstes von z.B. Imps & Elfs, Noé & Zoë, Tocotó vintage, Bobo Chose oder Salt Water Sandals.

D.NIK | Wörther Straße 14 | Die Möbel und Spielsachen bei d.nik sind so schnieke entworfen und gut gemacht, dass man sich davon glatt die Erwachsenenversion wünscht.

WINZIG + KLEIN | Veteranenstraße 24 | Auf die Frage, was man denn zur Geburt, zum Geburtstag, zur Taufe schenken soll, ist die Antwort: Geht in diesen Laden, Leute. Die entzückenden Stricksachen kaufen Eltern irgendwann nicht mehr selbst, umso mehr freuen sie sich darüber als Geschenk.

LILA LÄMMCHEN | Dunckerstraße 79 | Dachte ich, dass ich jemals in ein Geschäft namens Lila Lämmchen gehen würde? Nein, aber ich dachte ja auch nicht, dass Strampler aus Wolle mal so wichtig sein würden. Bessere als in diesem Laden für Naturtextilien habe ich bisher nicht gefunden.

 

||| Essen – Frühstück, Mittag, Kaffeezeit |||

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ZEIT FÜR BROT | Alte Schönhauser Straße 4 | Es gibt keinen Tag, den eine Zimtschnecke von Zeit für Brot nicht besser machen würde. Die Mohn-Schnecke tut’s aber auch. Oder die mit weißer Schokolade. Und die mit Kirsche-Marzipan. Und… ach, zum Glück hat das Jahr 365 Tage.

BETTY’N CATY | Knaackstraße 8 | James: „Hast Du gehört? Auf der Knaackstraße hat ein Café eröffnet, wo’s zum Frühstück pochierte Eier auf Avocadobrot gibt.“ Ich: „Nein!“ James: „Doch!“ Ich: „Warum sitzt Du noch auf dem Sofa? Da müssen wir hin. Jetzt!“ Als James und ich vor einigen Jahren in Australien Urlaub gemacht haben, gab’s ungefähr in jedem Café pochierte Eier (der Australier an sich brät Lebensmittel ungern, es sei denn auf dem Grill) – und ich hatte ein neues Lieblingsessen. Das gleiche in Berlin? Nüschte. Bis wir Betty’n Caty fanden. Besonders zur Frühstückszeit am Wochenende ist das kuschelige Café – tiefe Sofas, dunkler Holztresen, weiße Metro-Fliesen – pickepackevoll. Keine Ahnung, ob die anderen auch alle so wild auf pochierte Eier sind. Der Rest der Karte lohnt sich jedenfalls auch und nicht nur zum Frühstück. Serviert werden z.B. Sandwiches mit pulled pork, Quinoa Salat oder Feigenquiche.

NO FIRE NO GLORY | Rykestraße 45 | Noch was, das ich Australien schätzen gelernt habe: den flat white. Nun gibt’s ihn überall, den doppelten Espresso mit – Danke, Wikipedia – „feinporig“ aufgeschäumter Milch. Im No Fire No Glory ist er konstant perfekt. Dazu ein Stück warmes Bananenbrot. Auf der Hollywoodschaukel unterm Kirschbaum vorm Café warte ich aufs Frühjahr.

BONANZA COFFEE | Oderberger Straße 35 | Richtig, also richtig, gut ist der Kaffee auch hier. Selbst mein Papa, jahrzehntelanger Filterkaffeetrinker, ist zu Bonanza bekehrt. Seit er dort den Espresso hatte, muss ich ihn mit Bohnen aus der hauseigenen Rösterei versorgen.

ZIA MARIA | Pappelallee 32a und Winsstraße 21 | Hostiendünner Teig, köstliche Belage, vernünftige Preise. Ergibt: Lieblingspizza zum Mitnehmen. Die DVDs zum Pizza-Abend werden in der FILMGALERIE besorgt (Invalidenstraße 148).

JORIS | Brunnenstraße 158 | Was gab’s noch mal zum Mittag, bevor das Joris eröffnet hat? Egal. Die Ofenkartoffeln, Salate und Suppen sind inzwischen unverzichtbar. Sobald das Wetter warm wird, schmeckt’s auf den Holzstufen vorm Café noch mal besser. Und ab März 2015 übrigens auch in Hamburg. Dann eröffnet das Joris dort in der City Nord (JORIS HAMBURG).

DU BONHEUR | Brunnenstraße 39 | Nach dem Mittag im Joris unbedingt in die Pâtisserie Du Bonheur ein paar Häuser weiter. Wobei man dort jederzeit hingehen sollte. Die Eclairs, Millefeuilles und Tartes sind fast zu schön, um sie zu essen. Essen muss man sie natürlich trotzdem. Um danach mit zuckerglasigem Blick die Marseillaise anzustimmen.

SÜßE SÜNDE | Weinbergsweg 21 | Das Gute an diesem Eisladen ist: Er liegt knapp 150 Meter vor unserer Haustür. Das Fatale an diesem Eisladen ist: Er liegt knapp 150 Meter vor unserer Haustür. Für Sorten wie Marzipan-Mohn, Erdbeer-Basilikum oder das Schokoladensorbet (eine der zahlreichen veganen Sorten) würde ich allerdings auch kilometerweit laufen. Die Kilometer lege ich im Sommer zu HOKEY POKEY zurück. Jeder, der denkt „1,60€ für ne Kugel Eis? Die spinnen, die Berliner!“ hat noch nie Rocky Road probiert: Schokoladeneis mit karamellisierten Pekan- und Paranüssen und Marshmellows. Oh lord. (Stargarder Straße 72 und 73)

DALUMA | Weinbergsweg 3 | Über einem Salat im Daluma komme ich mir vor, als würde ich gerade auf einer Wiese weiden. Ich meine das als Kompliment. Die Zutaten für die vegane Küche sind so grün und frisch, dass man schwören könnte, sie kommen direkt aus dem Garten an den Tisch: Kaltgepresste Säfte, Suppen, Salate, dazu gesunde Snacks und Frühstück wie Chia Pudding. Zum Aufwachen: der Choc-Choc Crave Smoothie mit rohem Kakao, Moringa, Maca, Avocado, Banane, Datteln, Reiscreme und Kakao Nibs. Phänomenal.

 

||| Essen – Abends, und danach auf einen Drink |||

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RESTAURANT 3 und BAR 3 | Weydingerstraße 20 | Wieso gehen wir eigentlich nicht öfter ins 3? Frage ich mich immer, wenn wir dort waren. Vielleicht, weil der Laden so unauffällig und ohne eigene Webseite ist. Dafür ist die Atmosphäre unglaublich entspannt, die Bedienung charmant und das Essen schnörkellos gut. Es gibt italienisch, z.B. Artischocke mit Aioli, Osso Bucco oder Tagliatelle al ragù. Danach auf ein Kölsch nebenan in die Bar 3, das Vorzimmer der Volksbühne, wo man der Theaterszene beim Rauchen und Selbstdarstellen zugucken kann.

MÄDCHENITALIENER | Alte Schönhauser Straße 12 | Je länger man in einer Stadt ist, umso mehr Lieblingsorte verschwinden. Der Mädchenitaliener ist geblieben, so betriebsam, laut und gemütlich wie am ersten Tag. Die Pasta mit Feige, der Klassiker auf der Karte, schmeckt noch immer umwerfend.

ZUM DRITTEN MANN | Kollwitzstraße 87 | Sicher, man könnte beim Österreicher auch vieles andere bestellen. Es wäre aber ein Verbrechen, nicht das Schnitzel mit warmen Kartoffelsalat und Rahmgurken zu nehmen. Selbstverständlich das große.

W – DER IMBISS | Kastanienallee 49 | Weil nichts im Kühlschrank ist. Weil der Kühlschrank voll ist, aber wir zu faul sind zum Kochen. Weil Besuch kommt. Weil Dienstag ist. Weil James bloß „cheese naan“ sagen muss und wir fünf Minten später für ein Takeaway anstehen. Die Küche: Indo-Mexi-Cal-Ital. Sage nicht ich, sagt der Besitzer Gordon W., der an manchen Abenden in Hawaiihemd und Strohhütchen selbst am Herd steht. Es gibt Burritos und Fish Tacos, Currys und Swami Burger, Naan Pizzas und warme Salate. Das Delachs Menü könnte ich vermutlich sieben Tage die Woche essen: in Tandoori marinierter Lachs und Currygemüse. Und das mit Käse gefüllte Naan. So gut, dass es illegal sein sollte.

MARIA BONITA | Danziger Straße 33 | Die Empfehlung von James Freund Oliver (der das Nalu Diner betreibt, mehr dazu gleich), für die ich immer dankbar sein werde. Bester Mexikaner der Stadt, sagte Oliver damals. Gerichte wie Burritos, Quesadillas und Huevos Rancheros sind tatsächlich konkurrenzlos. Einen ganzen Abend mag man in dem Stehimbiss nicht verbringen und die Bierbänke vorm Laden werden auch erst mit ein paar Margaritas bequemer. Vor der nächsten Party die Jungs nach ihren selbstgemachten Tortilla Chips fragen. Sensationell.

DUDU | Torstraße 134 | Tschuldigung, ist das da am Nebentisch… George Clooney? Gut möglich. Der wurde hier schon öfter gesehen. Der Berliner lässt sich natürlich nicht anmerken, DASS AM NEBENTISCH GEORGE CLOONEY SITZT und löffelt stattdessen unbeeindruckt seine Pho-Suppe weiter. Die Pho-Suppe ist hier aber auch umwerfend, das Sushi ausgezeichnet. Crunchy Dudu Rolls, Seafood Bowl und Roastbeef Nudeln könnte ich rauf- und runter bestellen.

TOMMI’S BURGER JOINT | Invalidenstraße 160 | Das ist jetzt nur so eine Theorie, aber Isländer sind ein lustiges Volk. Burger, Fritten, Kaltgetränk für 9,90€ nennen sie bei Tommi’s, der aus Island kommt, das offer of the century. Auch witzig, wie kurz die Karte ist: Burger, Cheeseburger, Veggie Burger, Steak Burger. Das war’s. Die sind allerdings grandios gut. Noch besser mit einem Schlag Sauce béarnaise dazu. Probieren: den chocolate malt milkshake. Nur lieber nicht vorm Essen. Ist ne Mahlzeit. THE BIRD | Am Falkplatz 5 | Es geht einfach nicht, in Berlin nur einen Burgerschuppen zu nennen. Dieser bringt gestandene Männer zum Weinen – vor Glück. Ein paar Regeln: Wer den Burger well done bestellt, muss damit rechnen, dass der Koch mit dem Fleischhammer aus der Küche kommt. Es wird nicht mit Besteck gegessen, sondern mit beiden Händen. Und man sollte nicht denken, dass man nach dem Burger noch ein Stück Cheesecake essen und dann noch laufen kann. Unbedingt ein paar Wochen, ja: Wochen, vorher buchen. Der Laden ist unfassbar beliebt. NALU DINER | Dunckerstraße 80a | Allerbestes American Diner Essen, mit Burgern im Plastikkörbchen, daumendicken Pfannkuchen und French Toast, so weich wie ein Daunenbett. Das braucht man nach einem Sonntagsbrunch hier auch.

VICTORIA BAR | Potsdamer Straße 102 | Ich hab gehört, dass die Clubs in Berlin die besten der Welt sind. Dummerweise gehe ich nicht so gerne in Clubs. Bin ich noch nie. Lieber hänge ich bis morgens um drei an einem Bartresen rum. Sehr gut geht das in der angenehm altmodischen Victoria Bar. Das schummrige Licht, die tiefen Lederstühle, die Barmänner in gestärkten Hemden – könnte alles in einer Szene aus Mad Men vorkommen. Einen Whiskey Sour, bitte.

 

||| Schlafen |||

Wenn ich in einer fremden Stadt zu Besuch bin, fühle ich mich trotzdem gerne zuhause. Vielleicht geht’s euch genau so. Diese Berliner Zimmer würde ich sofort mieten: im LINNEN (Eberswalder Straße 35), in den GORKI APARTMENTS (Weinbergsweg 25) und in den CIRCUS APARTMENTS (Choriner Straße 84).

Kommt am besten im Sommer. Dann sehen wir uns am LIEPNITZSEE, im SCHLOSS SANSOUCCI, beim THAI PICKNICK im Preußenpark…

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14 Kommentare

  1. Laura
    Posted 4. März 2015 at 22:54 | Permalink

    Traum!! Zum Glück ist Berlin so nah von Hamburg und ich kann bald ein paar Sachen deiner Liste ausprobieren kommen, die ich noch nicht kenne! Daaanke für diese ausführliche und supervielversprechende Auswahl!!! <3 Liebste Grüße, Laura

    • Marlene
      Posted 4. März 2015 at 23:46 | Permalink

      Und ich freu mich, dass Dir die Liste so viel Vorfreude macht! Liebst, Marlene

  2. diana
    Posted 4. März 2015 at 23:43 | Permalink

    Ich liiiiebe Berlin und träume davon, wieder dort zu leben (2004-5 war ich dort zum PJ). Deine Tipps sind für mich zum größten Teil neu und pushen die Vorfreude auf meinen Kurztrip im April. Die airbnb-Wohnung ist schon gebucht, in Friedrichshain, meinem Kiez von damals. Schnüff.

    In einem Punkt stimme ich dir allerdings nicht zu. Du schreibst, dass Berlin vielen gehört, nicht nur denen mit viel Geld. Das habe ich anders wahrgenommen. Ich fand immer, dass es in Berlin ein Schicht von Menschen gibt, die sich für die „Berliner Elite“ hält, und zwar für die szenige/kreative/lebendige Elite. Wer nicht ein bestimmtes Auftreten, ein bestimmtes Styling/Nicht-Styling hat, wird in bestimmten Orten und Straßenzügen geradezu als Spießer oder – noch ärger – als Tourist angesehn und abgewertet. Auch deine tollen Tipps sind nicht wirklich „demokratisch“. Versteh mich nicht falsch, ich brenne darauf, einige der Adressen zu erkunden. Aber demokratisch sind diese Adressen nicht. Der normale Berliner hat nicht das Geld für von Hand geröstete Kaffeebohnen und belegte Stullen die so viel kosten wie eine BVG-Tageskarte. Und selbst wenne r das geld hat: Wer den falschen Look hat, wird schief angesehen. Das erlebe ich anderswo nicht so stark. Ich hab in München gelebt und jetzt in Hamburg. Diese beiden vermeintlich snobbigen Städte empfinde ich (gebürtige Hessin) als viel demokratischer und „humaner“ als Berlin. Und dennoch ruft mein Herz: Berlin, Berlin, ich möchte nach Berlin!

    • Marlene
      Posted 5. März 2015 at 00:25 | Permalink

      Liebe Diana,

      danke für Deinen Kommentar. Mich beschäftigt absolut auch, wie sich Berlin verändert und zwar genau durch Leute wie mich, die Zugezogenen, die gern bestimmte Komforts haben. Andererseits hatte ich nie den Anspruch und habe auch nicht geschrieben, dass diese Liste demokratisch sein soll. Es ist halt meine Liste. Für mich ist auch klar, dass in einem Cityguide nicht unbedingt der Supermarkt vorkommt, in dem ich mir an sechs von sieben Tagen in der Woche das Brot kaufe, aus dem ich mir zuhause eine Stulle zu Mittag schmiere. Sondern das Café, wo ich mir an Tag 7 ein Sandwich kaufe, manchmal z.B. bei Zeit für Brot, obwohl ich die Preise dort auch streng finde. Deshalb kommen hier die Kinderläden vor, die etwas Besonderes für mich sind und nicht der H&M im Alexa, bei dem ich Arlo die Strampler im 3 für 2-Paket kaufe. Oder ein Geschäft wie The Store, in dem die meiste Mode für mich auch unerschwinglich ist, den ich aber allein für die Einrichtung, die Stimmung, das ganze Drumherum mag.

      Diese Liste, in der nebenbei auch Dinge vorkommen, die völlig umsonst sind, ist eben nur ein Ausschnitt dieser Stadt. Ich glaube aber wirklich, dass sie vielen Menschen gehört. Die Ausgrenzung und das Anspruchsgehabe, von dem Du sprichst, habe ich z.B. in London viel extremer erlebt, wo sich alles darum dreht, wie viel du verdienst, wo du lebst, was du dir kaufst. Die Londoner ziehen dann her, weil Berlin einem die Möglichkeit gibt, sich auszuprobieren, neu anzufangen, nicht ständig nach seinem Einkommen beurteilt zu werden. Leute, die sich vermeintlich cool finden und andere absnobben, gibt’s doch überall. Ich finde, Berlin macht’s einem leicht, drüber zu stehen. Weil’s den meisten hier am Ende schnurzpiepe ist, wie du rumläufst oder wo du ausgehst. Ist ja auch meine Stadt geworden, obwohl ich bisher nicht einmal im Berghain war, ähem.

      Liebe Grüße!

  3. diana
    Posted 5. März 2015 at 09:37 | Permalink

    Oh Marlene, danke für deine Antwort auf meinen Kommentar. Ich hab deine Tipps schon im Kopf gespeichert und weiß genau, dass auch du nicht immer in schnieken Shops rumsitzt und teure Sandwiches konsumierst:-)) Mir war nur halt dieser Satz aufgefallen, den ich dem Sinn nach oft schon gehört habe, gerade im Vergleich mit München u Hamburg. Städte-Vergleiche sind von subjektiven Erfahrungen geprägt und meine bezieht sich darauf, dass ich oft fand, dass Berlin eben nicht „die Stadt für alle“ ist sondern es eben doch eine unsichtbare Währung gibt. London kenne ich nur als Touri und könnte mir nicht vorstellen da zu leben, weil es so teuer ist. So oder so freu ich mich auf Berlin und deine Tipp!

    Hab einen schönen Tag! 🙂

  4. Tine
    Posted 5. März 2015 at 12:43 | Permalink

    Sooo gut! 1000 Danke schöne Marlene!! Bald bin ich wieder da…

  5. susanne huggle
    Posted 6. März 2015 at 18:53 | Permalink

    Liebe Marlene,
    vielen Dank für diese wunderschöne Liste, die auch so schön aufbereitet ist. Ich denke, wir wohnen vielleicht sogar in derselben Strasse (das entnehme ich Deiner Seite und Deinen Kommentaren), und obwohl ich viel von Deiner Liste kannte und auch liebe, ist doch einiges neu (und ich lebe schon seit 17 Jahren in Berlin) – super, das Neue probiere ich alles aus! ZB den Pedicure Tipp. Alle erwähnten Restaurants und Cafes sind grossartig. Kann ich 100% zum Nachbesuchen empfehlen. Also, vielen herzlichen Dank, Susanne (ich habe Dir schon mal vor 2 Jahren mit 2 Freundinnen den blauen Zara Cashmere Pulli nachgekauft, vielleicht erinnerst Du Dich an das Foto. Das war ein spitzen Tipp – wir haben ihn immer noch alle an!)

  6. Patrizia
    Posted 7. März 2015 at 08:35 | Permalink

    Ein Traum! Ich liiebe Berlin und ziehe Anfang April auch hin 🙂 Danke für die tollen Tipps! 🙂

    http://www.thesmallnoble.blogspot.com

  7. juniwelt
    Posted 8. März 2015 at 10:33 | Permalink

    Super!!!! Herzlichen Dank für die Tipps, die nächste Berlinreise steht demnächst an 🙂

  8. Claudia
    Posted 10. März 2015 at 22:39 | Permalink

    Liebe Marlene, ein Traum, deine Liste. Ein Traum. Will sofort los – ich glaub ich cancel unsere drei Wochen Italien im Sommer… Ick will nach Berlin!!!
    Danke schön, Claudia

  9. Sandra
    Posted 16. März 2015 at 22:55 | Permalink

    Liebe Marlene, was für eine wunderbare Zusammenstellung und was für ein wunderbarer Zeitpunkt! Ich werde die baldigen Sommermonate in Berlin verbringen und bin, obwohl ich die Stadt schon ziemlich gut kenne, doch etwas nervös und unruhig, wenn ich daran denke – so lange allein und weg von Zuhaus. Aber wenn ich, wie hier, an die geballte Ladung Tolles denke, die mich erwartet, dann nimmt doch die Freude überhand und die Abenteuerlust wird geweckt. Also, danke dafür!

    Alles Liebe, Sandra

  10. Melike
    Posted 17. Juni 2020 at 21:51 | Permalink

    Am Ende des Coronavirus komme ich direkt nach Berlin :)))

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  1. Von my london | franzi | spruced am 24. April 2015 um 19:10
  2. Von my copenhagen | cecilie | spruced am 12. November 2015 um 23:57

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