Diese Woche habe ich mich über die strickenden Großmütter gefreut, die Geheimwaffe dänischer Modelabels, über die Nachricht, dass J.Crew nun endlich nach Deutschland verschickt (und auch an den Rest der Welt), über diese Geschichte von Sandras Mamas blauer Samthose und über Tee mit Karl Lagerfeld.
Aber vor allem habe ich mich diese Woche aufs Neue verliebt.
Vor ungefähr sieben Jahren habe ich im Urlaub ein Buch mit dem Namen „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides aus dem Buchtausch des Hotels mitgenommen. Keine Ahnung, warum gerade das, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich für den Rest der Woche nicht mehr von meiner Sonnenliege aufgestanden bin, so großartig fand ich es. Traurig und weise und warm und überwältigend gut geschrieben. Auch wenn ich jetzt klinge ich wie die Buchrücken amerikanischer Romane, auf denen immer nur steht, wie toll ein Buch ist, nie, wovon es handelt. „Middlesex“ handelt von: dem Erwachsenwerden eines Hermaphroditen. Es handelt auch von griechischen Immigranten, der Automobilindustrie, der modernen Geschichte der Vereinigten Staaten und Berlin nach dem Fall der Mauer. Und eigentlich handelt es von jedem mit einer Familie, der schon einmal geliebt und eine Liebe verloren hat.
Ich muss „Middlesex“ nach dem ersten Mal noch vier oder fünf Mal gelesen haben. Auch, weil Jeffrey Eugenides so lang gebraucht hat, um sein nächstes Buch zu schreiben. Als ich es dann letzte Woche endlich im Buchladen sah, habe ich vor Freude kurz gequietscht. Es heißt „The Marriage Plot“ und erzählt von einem Mädchen, das die Handlung großer englischer Romane an ihrem eigenen Leben testet. Bestimmt geht es darin um noch viel mehr, aber ich habe erst 40 Seiten gelesen, denn obwohl ich mich dringend mit dem Buch einsperren und es ohne Pause durchlesen möchte, versuche ich, mein Tempo zu drosseln. Irgendwann wird es enden und ich weiß nicht, wie ich es noch mal aushalten soll, so lange auf ein nächstes Buch von ihm zu warten.
Andererseits: der Mann kann sich so viel Zeit mit dem Schreiben lassen, wie er verdammt noch mal möchte, wenn dabei Sätze wie dieser rauskommen: „Her hair was expensively set into a smooth dome, like a band shell for the presentation of that long-running act, her face.“ (Ich nehme an, dass er in der deutschen Übersetzung genauso gut ist).
Und auch wenn gerade dieser Satz euch nicht das gleiche gibt wie mir, stehen noch hunderte anderer Sätze darin, die man sofort unterstreichen will. Also: kaufen. Und dann „Middlesex“ lesen. Und „The Virgin Suicides“, das ist auch von Eugenides und auch wundervoll.
Schönes Wochenende! Ich geh jetzt lesen.
5 Kommentare
lis
liebe marlene, das kommt mir ja alles so bekannt vor … das drama, ein so tolles buch zu ende gelesen zu haben und die anschließende frage: was nu? aber auch das juchzen angesichts der world-wide-shipping-news aus dem hause j.crew. yes 🙂 schönes weekend dir, vor allem aber: happy reading! best, lis
Marlene
Jetzt wissen wir auch, wo dieses Jahr die Weihnachtsgeschenke herkommen, nicht? Schon, damit sich die Versandkosten lohnen, ähem. Ich habe mir eine Buchdiät verordnet: fünf Seiten pro Tag! Aber das hat schon beim letzten Buch nicht funktioniert. A visit from the goon squad. Hatte ich in einer Woche durch. Noch ein gutes Weihnachtsgeschenk übrigens. Sind ja nur noch fünf Wochen. Oh Gott! x
lis
Uh 5 Seiten / Tag ist ja schon nahe am Fasten. Sportliches Vorhaben also, Respekt! Die Tragik der Geschichte: Auslesen auf Raten. Weil das Ende, es kommt bestimmt … Bisschen wie beim Serienkucken. Was mich an ein anderes Tragikum erinnert: Mad Men Staffel 5, where art thou? Vor Weihnachten wird det wohl nüscht mehr. 5 Wochen?! Au Mann. Best, Lis
PS an James: Viele begeisterte Reaktionen angesichts meiner so perfekten Clutches! Sogar mein Vater, treuer Urban-Notes-Leser aus der Ferne, war ganz aus dem Häuschen. Na und das will was heißen …
Marlene
Ich hab gehört, die nächste Staffel soll im März kommen. Und was macht man bis dahin? Noch mal My So-Called Life angucken vielleicht. Was GANZ anderes, aber so, so gut. Unbekannterweise viele Grüße von James an deinen Papa. Der Mann hat Geschmack!
lis
Jordan Catalano! Flanellhemden! Und eine so süße Claire Danes. Jaja …