spruced by marlene

Ich kann mit einiger Sicherheit sagen, dass es nicht mein Vater war, der mein Interesse an Mode geweckt hat. Von Montag bis Freitag trug er Anzüge ins Büro, immer dunkelgrau, immer mit einem hellen Hemd, immer mit einer dezent farbigen Krawatte. Am Wochenende sah man ihn in Jeans und einem Rugbyshirt, alternativ in Chinos und einem Polohemd, wenn er auf dem Weg zum Golfplatz war. Ich erinnere mich ehrlich nicht daran, ihn je in etwas anderem gesehen zu haben. Und Einkaufstrips mit ihm waren militärisch präzise Operationen. Zwei Mal im Jahr ging er pünktlich zur Öffnungszeit in die Läden, kaufte alles, was er für die nächsten sechs Monate brauchen würde und war innerhalb einer Stunde wieder zu Hause.

Es war also eine große Überraschung, als ich mit Anfang 20 diese Jacke in einem Haufen Klamotten fand, den er wegwerfen wollte. Vorher hätte ich einfach nicht in Betracht gezogen, dass er nicht immer wie mein Vater aussah. Ich guckte mir alte Bilder von ihm an und sah eine Menge Sache, die ich auch getragen hätte, darunter eine Lederjacke, für ich heute noch töten könnte. Leider gibt es die Sachen nicht mehr – mit Ausnahme dieser Jacke, weshalb ich sie sehr schätze. Zum Glück passt sie mir auch noch. Ich glaube nicht, dass mein Vater sie oft angezogen hat und das tue ich auch nicht. Aber jetzt, wo Samtjacken auch auf den Laufstegen wieder zu sehen sind, fühlt es sich richtig an, sie zu tragen.