spruced by marlene

gimme shelter

Von Marlene | Veröffentlicht am: 6. Oktober 2012

Als ich vor ein paar Wochen in London war, stand ich einen Nachmittag vor dem Somerset House und habe Leute geguckt. Nach einer Weile sprach mich eine ältere Dame an. Sie war zufällig in den Innenhof gelaufen und wunderte sich über den Trubel, über all die Menschen, die sich für die Fotografen in Pose warfen. „Wollen die als Models entdeckt werden?“ Nein, sagte ich. Aber sie hätten wohl nichts dagegen, wenn jemand ihren Stil entdeckt.

Ich hab an dem Tag in der Tat einige sehr bemerkenswerte Outfits gesehen. Verrücktes Zeug. Verrückt schön im Kontext einr Modewoche, wo die Show vor den Zelten so genau beobachtet wird, wie das, was drinnen auf dem Laufsteg zu sehen ist. Kaum etwas davon, was man im wahren Leben ernst nehmen könnte. Ich habe neongrüne Radlerhosen gesehen. Kleider, die man für Oberteile halten konnte. Einen unglaublichen Haufen Federn. Eine Redakteurin in „Double Denim“ und lilafarbenen Trekkingsandalen – Trekkingsandalen! – und sie sah toll aus.

Bei all dem ist mir aber eine ganz einfache Sache am meisten in Erinnerung geblieben: fast jede Frau trug ihre Jacke oder ihren Blazer auf den Schultern. Das, dachte ich, funktioniert auch im wahren Laben.

Na gut, fast.

Denn so einfach es aussieht, so kompliziert ist es. Man hebt die Schultern, die Jacke fällt runter. Man ist konstant damit beschäftigt, sie neu auzurichten. Es ist unmöglich, seine Handtasche so zu tragen, dass es nicht merkwürdig aussieht. Warum dann nicht einfach die Jacke anziehen? Weil, finde ich, daran etwas sehr charmant ist. Es erinnert mich an diese Sommerabende, wenn es langsam kühler wird. Der Mann, neben dem man sitzt, zieht sich die Jacke aus und legt sie einem um die Schultern. Man spürt noch die Wärme seiner Haut und fühlt sich sofort geborgen.

Und besser als so kann man eine Jacke wie Kathrins nicht tragen. Denn diese Jacke? Die gehört zu einem Le Smoking von Yves Saint Laurent aus den 70er Jahren, den eine nette Kollegin Kathrin vermacht hat (eine SEHR nette Kollegin). Ein großartiges Stück Mode, das einem ein bisschen Schutz vor dem wahren Leben gibt.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in fashion, fashion week, hers, street style und getagged , , , . Bookmark the Permanent-Link. Kommentieren or leave a trackback Trackback-URL.

Ihr Kommentar

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder verteilt. Required fields are marked *