Ich wäre gerne eine dieser Frauen, die selbst auf dem kleinsten Provinzflohmarkt ein Kleid von Dior finden. Ihr wisst schon, welche Frauen ich meine. Die, die auf einer Party in einem Kleid auftauchen, das man so noch nirgends gesehen hat und das sensationell aussieht. Und wenn man diese Frauen dann fragt, woher sie es haben, antworten sie unweigerlich: „Ach das? Das ist Vintage.“ Gekauft in einem winzigen Laden in Paris, klar. Für eine handvoll Euro, natürlich. Ich würde gerne mal wissen, wie diese Frauen das machen. Denn wenn ich in ein Second Hand Geschäft gehe, finde ich keine sensationellen Kleider. Ich finde so viel Polyester, dass ich schon vom Anblick einen Hautausschlag bekomme.
Schon möglich, dass mir einfach die Geduld fehlt, mich durch Kisten voller Ramsch zu wühlen, um ein tolles Stück zu finden. Aber vielleicht war ich bisher auch nur in den falschen Läden. Das dachte ich mir jedenfalls, als ich zum ersten Mal bei Soeur in der Marienburger Straße in Berlin war. Soeur ist weniger ein Laden, als das Ankleidezimmer von einer besonders coolen Freundin, in dem man die Kleiderständer durchwühlen darf und überall kleine Schätze entdeckt: Oh, eine Bluse von Wunderkind! Mhm, eine Tasche von Jimmy Choo! Waaaaahhhhhh, Stilettos von Alaia! Und alles so gut wie neu.
Nina, die Besitzerin, bevorzugt französische Marken wie Isabel Marant, Chloé und Vanessa Bruno und führt neben Vintage-Stücken von A.P.C. auch das jüngere A.P.C.-Label Madras. Man findet hier aber auch Jeans von Acne, Schuhe von Prada und Taschen von Moschino. Es kommt ständig neues Sortiment nach und die besten Teile sind oft verkauft, bevor das Preisschild angebracht wurde. Ich habe mich beim Einkaufen spontan in der Küche umgezogen, weil die Schlange vor der Umkleide war so lang war.
Ich bin an dem Tag mit einem Seidentop von Filippa K. und schönen grünen Ohrringen nach Hause gegangen. Nächstes Ziel: auf einem Flohmarkt Dior finden.
P.S. Neben Kleidung verkauft Nina auch Accessoires, Schmuck, Bücher, Keramik und Vintage-Möbel. Das ist sie mit ihrer Tochter Rosa im letzten Foto.
Danke, Nina!