Der Perfektionistin in mir hätte „10 Podcasts“ in der Überschrift natürlich besser gefallen. Dafür hätte ich aber eine noch längere Blogpause machen müssen.
Es war eine unfreiwillige Pause, wie schon im Jahr davor. Und im Jahr davor. Eine besondere Erklärung gibt es dafür nicht, es war vielmehr eine Anhäufung von Umständen, die keine Zeit fürs Bloggen ließen. Wir sind im September umgezogen und neben der SEHR großen Rechnung, die vor einem liegt, wenn man eine Wohnung kauft, waren da plötzlich viele, viele, viele kleine Rechnungen. Was bedeutete, dass James und ich schlicht mehr arbeiten mussten. Dazu der Irrsinn eines Umzugs. Der übliche Alltag. Der Wunsch, zwischendrin einfach mal zwei Stunden mit Arlo abzuhängen. Und wenn Arlo abends dann schlief, ein weiterer Karton ausgepackt war, ein weiterer Artikel geschrieben war und das Abendessen gekocht war die Tiefkühlpizza im Ofen war, hatte ich oft keine Energie mehr, um gegen 23 Uhr noch einen Blogpost anzufangen.
Ich hätte gerne einen Plan, wie es mit dem Blog in Zukunft weitergeht. Während ich daran arbeite, schreibe ich einfach dann, wenn es geht. Und in diesem Monat geht es ganz gut. Vielleicht entsteht daraus ja – endlich! hoffentlich! och, büdde! – die Regelmäßigkeit, die ich mir für das Blog wünsche. Wobei ich in den letzten drei Jahren als Mama auch gelernt habe: Regelmäßigkeit? Routine? Ausgeglichenheit? Mwahahahaha! Ich kann inzwischen akzeptieren, dass es nie weniger werden wird und versuche, bestimmte Vorstellungen loszulassen. Was hilft, ist der Perfektionistin hin und wieder einen Nasenstüber zu verpassen.
Noch eine Entdeckung der letzten Zeit: Podcasts. Die kann man hervorragend hören, während man Schränke zusammenbaut, lästige Büroarbeit erledigt oder am liebsten beim Tiefkühlpizza in den Ofen schieben beim Kochen. Meine Einstiegsdroge war The Tuesday Club, ein Podcast von vier Arsenal-Fans, die nebenbei auch englische Comedians sind. Weil ich einsehe, dass Podcasts über Fußball generell und spezifisch über den FC Arsenal nicht jeden interessieren, gibt es hier neun andere Empfehlungen. Allerdings alle auf Englisch, denn bislang habe ich keine deutschen Pods gefunden, die ich auf Dauer hören mag. Kennt ihr welche? Bitte weitersagen!
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| Here’s The Thing with Alec Baldwin |
Ja, genau, der Alec Baldwin. Alle paar Wochen gibt es eine neue Folge seiner Interviewserie mit Menschen wie Sarah Jessica Parker, Julianne Moore, Jimmy Fallon, Jerry Seinfeld oder Ian Schrager. Meine Lieblingsepisoden sind bisher die Gespräche mit David Remnick, dem Chefredakteur des New Yorker, der Stylistin Grace Coddington und Thelma Schoonmaker, die seit Jahrzehnten die Filme von Martin Scorsese schneidet. Großartig ist an diesem Podcast nicht nur, dass Baldwin all diese Leute überhaupt vors Mikro bekommt, sondern dass er ihnen mit einer Mischung aus unverblümtem Interesse und entlarvendem Witz Anekdoten entlockt, die sie sonst kaum einem erzählt hätten. Man hat beim Zuhören das Gefühl, zwei gute Freunde in einer Bar zu belauschen, die Martinis trinken und eine fabelhafte Zeit haben.
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| Pod Save America |
Als Donald Trump im letzten November die amerikanische Präsidentschaftswahl gewann, haben Jon Lovett, Jon Favreau und Tommy Vietor nicht lange lamentiert, sondern ein Medienunternehmen gegründet, das Teil der Gegenbewegung ist. Und wenn jemand Leute dazu bewegen kann, politisch aktiv zu werden, dann sicher diese drei: Lovett und Favreau waren jahrelang Barack Obamas Redenschreiber, Vietor Sprecher des U.S. National Security Council. Inzwischen gehören zu Crooked Media fünf Podcasts, von denen ich Pod Save the World, in dem es um Außenpolitik geht, und Pod Save America, eine no-bullshit conversation about politics, regelmäßig höre, beide gleichsam smart, lehrreich und unterhaltsam. Und die man im öffentlichen Nahverkehr nur dann hören sollte, wenn es einem nicht peinlich ist, in der vollen Straßenbahn unvermittelt „Trump hat WAS getwittert?!?“ zu rufen. Zum Einstieg empfiehlt sich Folge 4 von Pod Save America, in der Barack Obama das letzte Interview seiner Amtszeit gibt.
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Karina Longworth erzählt Geschichten, die in Hollywood als zu reißerisch und unglaubwürdig abgelehnt würden. Dabei sind sie alle wahr. Es geht um Intrigen, Mord, Verschwörungen, rasante Aufstiege und spektakuläre Abstürze aus dem ersten Jahrhundert des Filmgeschäfts, mit Hauptdarstellern wie Marilyn Monroe, Joan Crawford, Humphrey Bogart, Jean Harlow oder Howard Hughes und mehrteiligen Folgen wie „Dead Blondes“ oder „Charles Manson’s Hollywood“. Erschöpfend recherchiert, atemlos erzählt und so glamourös, dass man beim Hören eigentlich einen Morgenmantel aus Seide und eine Zigarettenspitze tragen müsste.
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| S-Town |
Dank Serial wurden Podcasts 2014 in Amerika von einem Rand- zu einem Massenphänomen. Mit S-Town haben die Macher einen neuen Investigativkrimi geschaffen, dem ich ein paar schlaflose Nächte verdanke, weil ich noch eine Folge, noch eine Folge und noch eine Folge hören musste. Und darum geht’s: Eine Reporter erhält eine Mail, in der der Absender den Sohn einer reichen Familie des Mordes beschuldigt. Der Reporter beginnt zu recherchieren, doch dann gibt es einen weiteren Todesfall… Mehr mag ich gar nicht verraten. Ein journalistisches Meisterstück.
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| Monocycle |
Furchtlos, inspirierend, unzensiert, lustig, blitzgescheit, introspektiv. Alles, was Leandra Medines The Man Repeller unter Modeblogs so einzigartig macht, zeichnet auch ihren Podcast aus, in dem sie mal ganz kurz, dann wieder ausführlich und immer persönlich über Themen wie Selbstliebe, Produktivität, Fehlgeburten, Selbstbewusstsein, Körperimage und manchmal auch über Mode spricht. Sehr, sehr, sehr toll.
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Hat sich schon jemand ein anderes Wort für Influencer einfallen lassen? Vielleicht kommen Camille Charriere und Monica Ainley ja auf einen frischen Begriff. Sie sind eben das, was bislang als Influencer beschrieben wird und auf Instagram, in Streetstyle-Strecken und in ihrem Job als Modeschreiber recht umtriebig. Das verschafft ihnen einen Platz in der ersten Reihe für ihre Hintergrundberichte aus der Modeszene. Aktuell gibt es drei Folgen, zwei davon handeln von, nun ja, Instagram und Streetstyle und obwohl die zwei schön verklatscht und gewinnend sind, könnten die Gespräche etwas gehaltvoller sein. Kann ja noch kommen. So wie der neue Name für Influencer.
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Und hier noch drei Kurzempfehlungen: Women of the Hour von Lena Dunham, This American Life und der zurecht kultisch verehrte Kermode and Mayo’s film review (wer sich einen Spaß machen will, geht in die Archive und hört sich Kermodes legendären Verriss von Sex and the City 2 an. Halleluja!)
8 Kommentare
Steffi
Whaaaaat? Wie geil klingt denn der Podcast mit Alec Baldwin – ich kann nicht weiterlesen, ich muss den SOFORT anhören! Sch… aufs Arbeiten & Geld verdienen! 😉 Wie schön, dass du zurück bist hier. Und überhaupt! Küsse!
Marlene
Jaaaaa! So gut. Bist Du schon bei der Folge mit Jimmy Fallon angekommen? Kuss
Nicole
Here´s The Thing – OH MY GOD!!! So good can´t stop listening. Was ein Spaß. Vielen Dank, liebe Marlene! Bin jetzt sehr gespannt auf die anderen. Vor allem auf die Kermode and Mayo´s review von Sex In The City, nachdem ich gerade Alec & Sarah Jessica Parker gehört habe! Chrrr.
Have a good one,
Nicole
Marlene
Großartig, oder? Ich liebe die „Dead Blondes“-Serie besonders. Ich habe eine unsterbliche Zuneigung zu Sarah Jessica Parker und zu Sex and the City (der Serie), aber ich habe auch selten so herzlich über einen komplett verdienten Verriss gelacht. Wenn Du Dich traust, tihi: https://www.youtube.com/watch?v=uHeQeHstrsc
Danica
Hey, ich finde Podcasts so wunderbar. Kannst du eine App dafür empfehlen? Ich hab irgendwie noch nicht die passende gefunden?! 🙂 LG, Danica
Marlene
Hallo Danica, ich hör über die Podcast-App, die eh auf dem iPhone ist. Für Android sollte es aber auch über Spotify oder Stitcher gehen. Liebe Grüße!
Julia
Oh, vielen Dank für die Tips, ich brauche dringend noch neues Pendel-Material 🙂
Ich gebe jeder Fashion No Filter-Folge auch eine neue Chance, denn Camille Charrière ist auf ihrem Blog und bei Instagram oft so gut und wortgewandt – aber dann bin ich immer wieder enttäuscht. Ich stimme dir vollkommen zu, „the conversations could be a bit more (or rather a LOT more!) substantial“.
Ich kann von Herzen ‚The High Low‘ empfehlen, von Dolly Alderton und Pandora Sykes. Gespräche über high und low, viele tolle Lese- und Hör-Empfehlungen, kurzweilig und trotzdem mit Substanz, einfach wahnsinnig (ent)spannend!
LG, Julia
Marlene
Danke für den Tipp, Julia! Klingt – knihihi – sehr gut. Liebe Grüße zurück