Die Show von Michael Sontag kam am Ende der Fashion Week gerade richtig. Wobei: Show – passt nicht. Schon eher war die Kollektionspräsentation eine Andacht. Als das erste Model ins Licht trat, ging das Tempo der vorherigen, hektischen vier Tage, runter auf Null. Es war so still, dass man über der sanften Musik das Klimpern der kristallbesetzten Sandalen hören konnte. Im Gegensatz zu ihrem üblich zackigen Gang, schritten die Models wie in Zeilupe den Laufsteg hinab. Ein Stechschritt wäre den wunderschönen Drapierungen in Leuchtfarben auch nicht gerecht geworden. Die Seidenkleider fielen so sanft, dass es wirkte als würden sie beim Anfassen abfallen wie ein Traum nach dem Aufwachen. Was ich an Sontags Entwürfen so mag: seine Frau sieht trotz der zarten Stoffe und aufwendigen Lagen nie aus wie ein entrücktes Wesen, sondern wie eine moderne Frau. Die trägt ein grünes Seidenkleid über einem grauen Baumwoll-T-shirt, wuchtige Kristalle als Kontrast zu Sportswear. So, dachte ich mir als ich nach 15 Minuten wieder raus in die Realität musste, möchte man durchs Leben schweben.