Mein letzter Eintrag ist über einen Monat her und in diesem Monat wurde ich einmal heftig durch die Mangel gedreht. Momentan sieht das Leben aus wie etwas, das man nach dem Schleudergang aus der Waschmaschine zieht und sich fragt: Ist das ein T-Shirt? Eine Socke? Ist das eine, die noch die gleiche ist wie vor ein paar Monaten und trotzdem kaum wieder zu erkennen ist?
Ich weiß, das ist entsetzlich vage, aber ich kann gerade nicht mehr sagen als, dass ich versuche, das Chaos zu entwirren, in dem ich stecke. Ich war nicht krank, körperlich alles okay, falls ihr euch das fragt. Aber an den meisten Tagen hatte ich dennoch das überwältigende Bedürfnis, die Decke über den Kopf zu ziehen und der Welt zu sagen, mach mal ne Weile ohne mich weiter, ich bin zu beschäftigt damit, traurig und erschöpft zu sein.
So sehr ich mein Bett liebe – ich war an keinem guten Ort, sicher kein Ort, von dem aus ich hier schreiben konnte oder wollte.
Vor ein paar Tagen bin ich dann aufgewacht und habe ans Fotografieren gedacht, zum ersten Mal seit langem. Ein gutes Gefühl, denn ich habe es vermisst. Hab’s vermisst, hier zu sein. Auch das Schreiben vermisst. Und ich wusste, wenn ich wieder so weit bin, wird der nächste Eintrag von etwas vollkommen und unverfälscht gutem handeln.
Wie Valentinos Möpse im Flugzeug.
Oder Schuhe.
Besonders: diese Schuhe.
Ich lieb sie. Noch mehr liebe ich, wie ich sie bekommen habe. Eines Tages kam eine Mail von Nora, die ich hier auf dem Blog kennengelernt habe. Sie schrieb, eine Freundin würde diverse Paare kaum getragene Schuhe verkaufen und wäre ich möglicherweise interessiert an Sandalen von Céline? Dann würde sie mir die aufbewahren.
Interessiert. INTERESSIERT? Ähem. Wenn sich mein Interesse für Schuhe in eine Art sinnvolle Beschäftigung umwandeln ließe, wäre ich Professor für Schuhe. Bürgermeister von Schuhstadt! Der General einer Armee von Schuhen!
Nora und ich haben uns ein paar Wochen später getroffen und ein bisschen nervös war ich vor diesem ersten Treffen dann doch. Vielleicht bescheuert, aber trotzdem. Es wurde ein sehr guter Abend, so, wie ich gehofft hatte. Nach ein paar Gläsern Wein schob sie mir die Schachtel rüber und ich wusste schon als ich den Deckel abnahm, dass ich zahlen würde. Haben sie gepasst? Oh, wie sie passten! Und Noras Freundin wollte weniger als die Hälfte des Originalpreises dafür, da wäre es unhöflich gewesen, sie nicht zu kaufen. Richtig? Dann wir uns ja einig.
Diese kleine Geschichte ist ein Grund, warum ich heute wieder mit dem Schreiben angefangen habe. Nicht wegen der Schuhe. Obwohl: wenn mir jemand Céline anbietet, wird er FÜR IMMER mein Freund sein. Sondern weil ich mich bedanken muss. Denn wenn die Menschen, die einen umgeben, etwas darüber aussagen wie es einem selbst geht, dann muss ich mir um mich keine Sorgen machen. Gerade im letzten Monat ist mir wieder klar geworden, dass ich einige ziemlich phänomenale Menschen kenne. Ein paar Männer sind auch dabei, aber vor allem sind es Frauen. Wie Nora, die mich kaum kannte und nicht wusste, dass ich es zu dem Zeitpunkt gut gebrauchen konnte, in den Gedanken anderer zu sein, und die an mich gedacht hat, einfach so. Wie die Freudinnen, die ich schon lange kenne, die besten, für die ich dankbarer denn je bin. Für die, die ich in letzter Zeit noch mal anders und besser kennengelernt habe. Die, die mit mir an Tischen vor Weingläser saßen, mich aufgenommen haben, mit mir auf Sofas rumgehangen haben, die die richtige SMS zur richtigen Zeit geschickt haben, O. und S. und M. und A. und J. und noch mal S. und noch mehr, diese Frauen könnten das Alphabet füllen. Die mir Grund geben, unter der Decke hervor zu kommen, denn es nicht zu tun würde bedeuten, ihre Gesellschaft nicht zu haben.
Ihr gehört auch dazu. Als ich mit diesem Blog angefangen habe, wollte ich mir eine kleine Ecke im Internet einrichten und ein Grund, warum es ein guter Ort ist, an den ich gerne komme, seid ihr, die lest oder kommentiert oder teilt oder einfach nur still folgt.
Ich werde hier im nächsten Jahr weiter bloggen. Einiges wird sich verändern, aber es werde immer noch ich sein, die Geschichten erzählt. Und wenn ihr mögt, könnt ihr mir schon jetzt auf Instagram folgen: @marlene_soerensen
Bis bald. Ich habe Hoffnung für alles, was 2013 bringt. Ich werde Schuhe mitbringen.
Love,
Marlene
P.S. Fällt es schon auf, dass ich länger nichts geschrieben habe? Kann gar nicht mehr aufhören. Aber eines noch. Etwas, das ich vor ein paar Tagen gelesen habe, das sich festgeklebt hat und das ich mit ins neue Jahr nehmen werde. Es ist aus Debbie Millmans Buch „Look Both Ways“. Debbie Millman ist eine fürchterlich schlaue Frau, und obwohl das Buch von Design handelt, würde ich es als Buch fürs Leben empfehlen. Und das schreibt sie:
I once read that the definition of insanity is doing the same thing over and over and expecting different results. I fundamentally disagree with this idea. I think that doing the same thing over and over and expecting different results is the definition of hope. We might keep making mistakes but the struggle gives us a sense of empathy and connectivity that we would not experience otherwise. I believe this empathy improves our ability to see the unseen and better know the unknown.
Lives are shaped by chance encounters and by discovering things that we don’t know that we don’t know. The arc of a life is a circuitous one. In the grand scheme of things, everything we do is an experiment, the outcome of which is unknown.
You never know when a typical life will be anything but, and you won’t know if you are rewriting history, or rewriting the future, until the writing is complete.
This, just this, I am comfortable not knowing.
35 Kommentare
Mailis
Oh. Willkommen zurück!
Marlene
Danke! Schön, wieder da zu sein.
Lisbeth
Liebe Marlene,
schön, dass du wieder da bist. Ich habe deine Einträge ganz schrecklich vermisst. Deine Geschichten machen graue Tage nämlich immer ein bisschen glücklicher.
Und mit solchen Schuhen und solchen Freunden wird sowieso alles gut .
Alles Liebe!
Marlene
Lisbeth, das tut irrsinnig gut zu hören, dank Dir. Schön, wieder hier zu sein. Alles Liebe zurück und auf bald, Marlene
lis
liebe marlene, auch von mir ein herzliches welcome back – du wurdest vermisst. und, vor allen dingen, lass es dir gesagt sein: du siehst umwerfend aus. diese schuhe … was soll ich sagen. ka-pow, ka-wumm und dergleichen. auf ins neue leben. es wird gut.
Marlene
Ka-Pow! Ich habe mein neues Motto für 2013. Den Schuhen gefällt’s auch. Dank dir! Und auf bald…
lis
ja, und, ich glaube fast, wir sind gestern abend auf ein paar meter aneinander vorbei gelaufen, direkt am rosi. kann das sein? nun, so oder so, will meinen: auf bald wäre wirklich schön, man is´ ja nicht weit weg, nich´ wahr … darauf ein ka-pow.
Marlene
Sind wir? Da war ich tatsächlich unterwegs, aber in Gedanken wohl ganz woanders. Nächstes Mal bin ich dann ganz da!
Tine
Schön, dass Du wieder da bist! Mit DEN Schuhen kannst Du sowieso über allem drüberstehen 🙂
Marlene
Schön, Dich zu hören! Wenn ich in den Schuhen mal nicht weiterlaufen kann (sie sind SEHR hoch), werde ich genau daran denken: Aber stehen kann ich darauf hervorragend.
ALMA
sehr vermisst!
___
toll siehst du aus 🙂
Marlene
Hey! Ich’s hier auch. Und: Danke. Manchmal hilft es ja wirklich, Krisen mit hohen Schuhen und einer Portion Lippenstift entgegen zu treten.
avalon
find’s auch schön, dass du wieder da bist. ich war eine von denen, die fast jeden tag hier „nach dir geguckt“ haben. drück dir die daumen, dass es weiter aufwärts geht bei dir.
ein lieber unbekannter gruß,
eva
Marlene
Danke Eva, fürs nachgucken. Bald wirst Du auch öfter wieder was finden, versprochen. Und danke auch fürs Daumen drücken. Wird schon alles gut. Ganz liebe Grüße zurück, Marlene
Johanna
oh, ich habe oft spruced aufgerufen in den letzten wochen. Wie schön, wieder etwas von dir zu lesen – und zugleich schade, dass ich jetzt bis 2013 warten muss. aber ich bin gespannt! liebe grüße.
Marlene
Danke, liebe Johanna. In meinem Kopf liegen noch so viele unerzählte Geschichten, ab dem nächsten Jahr wird dann umso mehr gebloggt. Bis dahin, ganz liebe Grüße zurück
anne
danke, denn dieses „überwältigende Bedürfnis, die Decke über den Kopf zu ziehen“, kenne ich gerade nur zu gut.
Marlene
Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch mit Blick aufs Bett und fantasiere davon, die nächsten drei Wochen unter der Decke zu verschwinden. Mindestens, denn so müde war ich noch nie. Geht aber leider nicht. Und jedes Mal, wenn ich mich überredet habe, merke ich: Ein besseres Gefühl, als unter der Decke zu verschwinden ist es, das nicht zu tun. Ich hoffe, Dir geht’s bald auch besser. Nicht nachgeben!
Valerie
Oh Marlene,
die Schuhe sind tolltolltoll, aber das hab ich dir ja schon bei Instagram gesagt.
Du klingt ein wenig müde und erschöpft und ratlos – ich hoffe, du hast Freunde und Familie und Dich (und natürlich James!), die dich auffangen.
Und wenn das Leben dann weder ruhiger ist, dann versuchen wir es nochmal mit einem Treffen in Berlin oder München 🙂
Ich schick Dir viele liebe Grüße und eine fette Portion Antrieb 😉
Valerie
Marlene
So machen wir es! Ich bin der Tat erschöpfter als ich es je war, aber ich freu mich auf Weihnachten mit der Familie, über die Menschen, die um mich sind und spiele jetzt gleich noch mal das Lied gegen die Müdigkeit: Dog Days Are Over von Florence and the Machine (http://vimeo.com/10067071 Aufdrehen, Schultern schütteln, mitgröhlen! Hilft)
Hoffe, Du hast es gut. Bis ganz bald, Marlene
Valerie
Wenn du den Frust mal wieder wegtanzen willst:
Uprising von Muse http://www.youtube.com/watch?v=Tvn9hbMOVTI
oder, wenn es etwas lauter sein darf:
The Black Keys, egal welches Lied. Momentan gerne: http://www.youtube.com/watch?v=h7Xay9O-I_Q
oder ‚Cut like a Buffalo‘ von The Dead Weather http://www.youtube.com/watch?v=ZzQcgdPH2BE
Und wenn man umarmt werden möchte: Le vent nous portera von Sophie Hunger
http://www.youtube.com/watch?v=AyUp1rnv7rY
Ich hab heute Abend Sofa gegen Plätzchen backen getauscht – muss auch mal sein.
Marlene
Hammer! Vor allem die Black Keys. Und das Stück von Sophie Hunger ist wirklich wie eine feste Umarmung. Merci, ma chere.
Valerie
Hach, ich freu mich! <3
Bis vor zwei Wochen wusste ich noch nicht von den Black Keys und jetzt mag ich grad kaum was anderes hören…
helen
Bitte verrate mir deine Schuhgröße! Vielleicht habe ich was für dich.
Marlene
Helen! Ernsthaft? Wahoooooo! Ich trage Größe 40. Manchmal 39. Manchmal 41. Je nachdem, wir dringend ich ein Paar Schuhe haben will, hahaha.
helen
Ich werde Santa fragen, ob du naughty or nice warst. Und dann gibt’s was auf die Füsse!
Marlene
Ich denke jetzt schon die ganze Zeit darüber nach, wie ich Santa bestechen kann. Sollte mir vor dem 24. nichts mehr einfallen, freu ich mich einfach auf alles, was da kommen mag…
Christina
So wonderful to have your witty and interesting insights back online again!
There is no substitute for good friends and being open to the new and unexpected.
Marlene
Thanks so much, Christina! For the compliment. And for your wise words.
Tini
Danke!
Marlene
Dank dir auch, Tini.
Carolin
Liebe Marlene*
Deine Worte haben mich sehr berührt… Danke fürs Teilen… Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und ganz viele Sternschnuppen… Alles Liebe, Carolin
`Everything will be okay in the end. If it’s not okay, it’s not the end.`
Marlene
Liebe Carolin, dank dir fuer deine lieben Worte. Hier, wo ich gerade bin in Spanien, kann man den Nachthimmel mitsamt seinen Sternen viel besser sehen. Ein guter Ausblick! Alles Liebe zurueck, Marlene
Kati
Liebe Marlene, was immer dir das Herz auch schwer macht, ich hoffe, es wendet sich alles zum Guten! Ich lese deinen Blog sehr gerne und habe das Gefühl, dich ein bisschen zu kennen, deshalb habe ich dich samt Blog auch vermisst – verrückt, oder? Auf Instagram folge ich dir schon und habe gesehen, dass du in München warst. Hier lebe ich (komme allerdings aus dem Nordosten) und wenn du mal wieder hier bist und Wein, Cupcake oder irgendwas brauchst, bist du ganz herzlich eingeladen! Zusammen sind schwere Herzen immer besser zu ertragen! Ganz liebe Grüße und Frohe Weihnachten!
Kati
Marlene
Liebe Kati, ich weiss, was du meinst. Aber vielleicht ist es gar nicht so verrueckt, dass man sich auch ueber ein Blog kennenlernen kann. Der einzige Unterschied zum Kennenlernen im wahren Leben: man hat sich einfach noch nicht gesehen. Vielleicht koennen wir das zumindest aendern, wenn ich das naechste Mal in Muenchen bin. Oder du in Berlin. In jedem Fall bei Wein! Ich wuensch dir auch schoene Weihnachten, entspannte Tage und Cupcakes bis zum Umfallen. Alles Liebe, Marlene