Als ich mit Malin getroffen habe, um mir ihr Buch anzuschauen, zeigte sie mir ein kleines Video, dass sie mit ihrem Handy in Kabul aufgenommen hatte. Darin sieht man zwei ältere afghanische Frauen in einer Bäckerei, die in einem Tandoor-Ofen Brot zubereiten, für das Malin den Teig mitgebracht hat. Sie wirken sehr konzentriert, schnattern bei der Arbeit vor sich hin, und zwischendrin hört man Malins aufgeregte Stimme im Hintergrund.
„The Bread Exchange“ ist wie dieser Moment: neugierig, vertraut, liebevoll. Es feiert die Freude am Essen. Ja, am Essen, nicht nur am Brot. Obwohl es für Malin damit anfing.
Als sie nach ihrem Umzug nach Berlin kein gutes Brot fand, begann sie, selbst Sauerteig zu machen. Zum Glück für viele andere die gern gutes Brot essen, begann sie auch, die Laibe zu tauschen – für alles, was sich die Leute so einfallen ließen, selbstgemachte Marmelade, Gitarrenunterricht, ein Buch von Patti Smith, ein bisschen Hilfe bei der Fahrradreparatur. Nur, wie ihr Motto „everything is not for sale“ ahnen lässt, niemals für Geld. Ihr Handel führte sie zu Dinnerpartys auf New Yorker Dachterassen und Bootausflüge in Stockholm, in den Sinai und den Hindukusch. Daraus wuchs eine Gemeinschaft von Menschen, mit denen sie mehr als 1400 (ja, 1400!) Mal tauschte.
Ich mag an diesem Buch schlicht: alles. Die wundervollen Bilder etwa oder wie viele Gedanken sich Malin zu jeder Seite und allen Details gemacht hat. So spiegeln Cover und Lesezeichen zum Beispiel die Farben der Zutaten in ihren Broten wieder. Besonders mag ich, dass es nicht einfach eine Sammlung von Rezepten ist, sondern von Geschichten. Beim Lesen hat man das Gefühl, dabei zu sein, an einem Esstisch, in einer Küche, an einem Ofen. Und geht es darum nicht beim Essen? Zusammen zu kommen und sich zu verständigen, auch wenn man die Sprache des anderen vielleicht nicht versteht. Einfacher gesagt: Das Brot zu brechen.
Malin hat von ihren Reisen viele Rezepte für das Buch mitgebracht und es gibt keines, das ich nicht ausprobieren möchte, vom Midsomar-Kuchen über das Feigenkonfit bis zur Caponata. Wenn ich mich beim Kochen nicht in einer ihrer Geschichten verliere…
Das Buch in der englischen Fassung gibt es auf der The Bread Exchange Webseite. Berliner finden es außerdem im Voo Store, bei do you read me?! oder in der Buchhandlung Uslar & Rai. Auf Deutsch erscheint es hoffentlich nächstes Jahr.
PS Kommt es euch auch langsam so vor, als wäre Buchmonat? Meine Freundinnen sollten einfach aufhören, so viele tolle Bücher zu schreiben. Womit ich natürlich meine, dass sie noch viele weitere tolle Bücher schreiben sollten. Nach Malins, Okkas und Steffis, steht Alexas als nächstes auf meiner Liste.