Es hat drei Jahre gedauert, aber heute ist der Tag da. Der Tag, an dem meine Mutter mein Blog besucht und vor Schreck das Bewusstsein verliert. Ihre Tochter hat sich flache Schuhe gekauft. Nicht bloß flache, sondern gesunde Schuhe. Freiwillig. Mama? Ich weiß doch auch nicht wie das passieren konnte!
Aber vielleicht fing es mit diesen Mails zwischen Okka und mir an.
Okka: „Birkenstocks – das kann man nicht wirklich machen, oder? ODER?”
Ich: „Darf ich Dir was verraten? Ich finde sie plötzlich gut.”
Okka: „Ich auch!”
Ich: „Die Dänen sind Schuld. Vor ein paar Wochen in Kopenhagen spazierten überall anmutige Geschöpfe in den Tretern rum – in Minikleidchen und zu abscheulich gleichmäßig gebräunten Beinen, klar.”
Okka: „An Ashley Olsen sehen sie auch ziemlich gut aus. Dass ich solche Sätze mal schreibe!”
Ich: „Andererseits: Heidi Klum, Birkenstock-Designkollektion, die Seal Jahre.”
Okka: „Andererseits: Kate Moss, vintage 90er, die Johnny Depp Jahre.”
Ich: „Übrigens: Wenn ich ‚Birkenstock‘ nur sage, hat James einen Gesichtsausdruck als hätte ich zum Abendbrot Saumagen vorgeschlagen.”
Okka: „Na ja, irgendwie hat er ja recht. Trotzdem: die Sandalen in Schwarz, mit zwei Riemen, könnt ich mir vorstellen.”
Ich: „Beim Modell in Braun denkt man dagegen sofort an den Erkundelehrer, 9. Klasse, der sie zu Wollsocken trug.”
Okka: „In Weiß ist man Oberschwester Hildegard.”
Ich: „Was sagen wir zum Modell Gizeh?”
Okka: „Jesuslatschen!”
Ich: „Ist das vielleicht alles bloß ein Trick? Eine perfide Masche der Designer? Einfach mal Gesundheitslatschen entwerfen, schicken Namen drauf schreiben – und abwarten, wer alles darauf reinfällt?”
Okka: „Oder sie haben uns einfach verstanden und endlich Schuhe gemacht, in denen Frauen vorankommen, statt mit den Absätzen im Kopfsteinpflaster stecken zu bleiben.”
Ich: „Bequem wären die Birkenstocks schon.”
Okka: „Und sehr gesund.”
Ich: „Aber sie sind überhaupt nicht elegant.”
Okka: „Sch… auf elegant. Lässig sind se.”
Ich: „Okka? Wir leben schon zu lange in Berlin.”
Okka: „Jup.”
Eine Woche später, wir treffen uns zum Eisessen.
Okka: „Du hast sie Dir gekauft! Die Gizeh! Gar nicht mal übel. Sogar ziemlich gut. Verdammt, jetzt brauche ich auch welche.”
Ich: „Ich musste! Meine anderen Sandalen sind gerissen – ausgerechnet 20 Meter vorm Birkenstock-Laden. Ein Zeichen.”
Okka: „Ha.”
Ich: „Kein Witz.”
Da hast Du die Erklärung, Mama.
Aber, keine Sorge, ich bin noch immer Deine Tochter. Deshalb habe ich mir einige persönliche Regeln fürs Tragen von Gesundheitssandalen aufgestellt:
| Niemals mit Jogginghosen. Nicht mal Zuhause.
| Immer mit lackierten Zehen. Meine Freundin Lise meint: Neonfarben probieren. Meine ich auch.
| Oder Céline-Rot. Immerhin hat uns Phoebe Philo das Ganze erst eingebrockt.
| Dazu tiefergelegte Jeans und Denim-Hemd.
| Oder kurze Shorts und Seidentop.
| Ein leuchtend buntes Seidenkleid
| Kurzer Hippiefummel in Weiß
| Himmel, man kann sie zu fast allem tragen!
| Nur niemals zu Jogginghosen. Oder zu einem Geschäftstermin mit jemandem, der nicht versteht, dass man gegen Modetrends manchmal schlicht machtlos ist.
Und James? Der Mann sich zumindest so sehr an die Sandalen gewöhnt, dass er immer noch lächelt, wenn wir zusammen auf einem Foto stehen.
Vermutlich heckt er hinter dem Lächeln gerade einen teuflischen Plan aus. Er wird sich doch nicht etwa selbst welche kaufen?
Oder?!
9 Kommentare
Anne
I’ve bought myself a pair in the Birkenstock Shop in Mitte in the hot worldcup days in 2010 – my feet were really hurting in flipflops, these flat sandals etc, I just could not go on walking anymore.
and we just passed the Birkenstock shop – a sign! 🙂
I told myself „ah, fuck it, fuck fashion, I need ‚proper‘ shoes“ – went in, came out 10min later with very comfy and very good lucking shoes, amazing! (I have the feeling they don’t produce this exact style anymore – just looked at their website: mine look like ‚Mayari“ just missing the second strap…so they look very delicate and have an amazing colour , too – greyish blue, slightly metallic.)
I still love them a lot and EVERYONE made me compliments, already in 2010.
What i really wanted to say here, – it was ME , the trendsetter, HA! 😉
Anne
ah, they do still exist, are called „Piazza“ – for all these people who probably don’t really wanna go „Birkenstock“ all the way….
Serena
God Marlene. You’re so behind! I bought some weeks ago!!!
Marlene
You girls! Clearly I’m a late adopter. I’m starting to feel like there’s a secret society of Birkenstock lovers out there…
Theo
Hallo Marlene, Birkenstock wollte ich auch niiieee haben, aber dann musste ich immer zügig vom Zug in die Uni laufen und habe mich ergeben. Bei mir hat es mit dem Modell Madrid in lack pink angefangen. Als ich damit das erste Mal in die Uni gelaufen bin, hab ich entschuldigend gesagt „ich hab mir jetzt auch Gesundheitslatschen gekauft“, ein Ingenieursstudent hat mich dann angestarrt und gesagt, nur ein weiblicher BWLer kann neon pinke Lacklatschen als Gesundheitsschuhe bezeichnen. Da habe ich mich dann besser gefühlt!:D
Letztes Jahr sind dann noch die Sandalen „Yara“ in habana dazugekommen und die finde ich wirklich lässig!
Liebe Grüße
sab
no summer without birkenstock’s gizeh: the metallics are all awesome, i wear the silver and bronze.
and yes, birks without a pedicure is a no-go!
alma
ich habe sie mir auch vor einigen tagen gekauft.
mit schwarzlack.
macht sie auch ein bisschen eleganter.
aber du hast recht, keine jogginghosen und immer lackierte nägel.
und bequem sind sie! und wie!
Nora
Liebe Marlene,
danke für Deinen Blogpost – genau diese Gedanken gingen mir durch den Kopf – ich habe mir aber in letzter Zeit die Füße so kaputt gelaufen, dass ich dachte, jetzt sei es doch einmal Zeit für „sensible shoes“, wie Du sie so passend beschreibst. Danke für Deine Unterstützung, dass nicht nur ich solche ambivalenten Gedanken im Kopf hatte.
Eine beschwingte Woche wünschend, herzlichst, Nora
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