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Mein Work-out (oder warum ich jetzt einen Elefanten auf die Matte hauen kann)

Von Marlene | Veröffentlicht am: 27. Juni 2019

Es war genau der falsche Tag, um mit Sport anzufangen. Tags zuvor hatte mein Steuerberater angekündigt, dass für 2017 eine fette Nachzahlung fällig werde, auf die ich in der Höhe nicht vorbereitet war. In der Woche davor hatte nach der Rückfahrt aus dem Weihnachtsurlaub jemand versehentlich meinen Koffer aus dem Bus mitgenommen (zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings nicht, dass es ein Versehen war und es sollte mehr als drei Monate dauern, bis der Koffer wieder bei mir ankam, aber das ist eine andere Geschichte). Mit dem Bus sind wir überhaupt nur deshalb nach Dänemark gefahren, weil ich im Dezember unser Auto geschrottet hatte. Mir war nichts passiert, aber der Golf hatte einen Totalschaden. Kein Geld, Lieblingsklamotten weg, ab sofort ohne Auto, anstrengendes Jahr hinter mir. Ich wollte einfach im Bett liegen bleiben und mir bis Ende 2019 die Decke über den Kopf ziehen.

Dann bekam James eine Nachricht: Heute, 11 Uhr, freies Training im Park. James hatte vor Weihnachten erwähnt, dass sein Freund ihm schon oft von seinem Work-out vorgeschwärmt hatte, und ich sei doch nun schon so lange auf der Suche nach einem neuen Sport. Wäre das nicht was?

Ich lag da und dachte: Aber ich habe gar keine richtigen Sportklamotten. Stattdessen habe ich Rücken. Was, wenn da nur Cracks sind und ich nach einer Liegestütze wie ein Loser im Matsch liegen bleibe? Außerdem wird aus dem Niesel da draußen gerade richtiger Regen. Und wer fängt schon im Januar mit Sport an? Ist doch ein totales Klischee. Vielleicht denke ich im März noch mal darüber nach. Oder im Mai. Oder nie.

Ich lag weiter da und dachte an Matt Damon.

Über Weihnachten hatten wir Der Marsianer geguckt. In diesem großartigen Film wird Astronaut Damon versehentlich von seiner Crew auf dem Mars zurückgelassen und kämpft dort um sein Überleben. In einer Szene beschreibt er, wie er in dieser scheinbar ausweglosen Situation dennoch nicht aufgab: „At some point, everything’s gonna go south on you… everything’s going to go south and you’re going to say, this is it. This is how I end. Now you can either accept that, or you can get to work. That’s all it is. You just begin. You do the math. You solve one problem… and you solve the next one… and then the next. And If you solve enough problems, you get to come home.“

Ich war also tatsächlich angeschlagen genug, um einen höheren Sinn in einem Matt-Damon-Film zu suchen. Einerseits. Andererseits: Ich musste zwar nicht auf einem fernen Planeten überleben, aber ich hatte einiges zu bewältigen und plötzlich diese Sehnsucht danach, mich dafür körperlich stark zu fühlen. Oder wenigstens eine Stunde lang nicht so hilflos, weil ich stattdessen nur darauf achten musste, aus der Liegestütze wieder nach oben zu kommen.

Ich hatte so lange auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um mit Sport anzufangen, dass der falsche Tag womöglich perfekt dafür war.  

Ich fing einfach an. Und habe seitdem nicht mehr aufgehört. Dieses Training hat mir im letzten halben Jahr irrsinnig viel gegeben. Vielleicht ist es ja auch etwas für euch? Ich werde öfter dazu gefragt und habe hier die wichtigsten Antworten zusammengefasst.

Was machst du da genau?

Es nennt sich Original Bootcamp und dahinter steckt funktionelles Kraft- und Ausdauertraining mit einem Personal Trainer. Das dauert eine Stunde, und findet draußen und in kleinen, gemischten Gruppen statt (es gibt allerdings auch Women Only Bootcamps). Die Stunde beginnt mit Aufwärmen, dann folgen drei Runden à sieben Übungen Zirkeltraining, wobei meine Trainer das Programm öfter mal variieren und wir diese Woche zum Beispiel Treppensprints trainiert haben. Und… dann ist man feddisch.

Welche Art von Übungen?

Eine Mischung aus Cardio und Kraft – Sprints, Kniehebellauf, Mountain Climber, Liegestütze, Push-Ups, Gewichtheben mit Kettlebells, Plank, Burpees…

Burpees?

Fragt nicht.

Doch!

Das ist ein Burpee.

Sind die so anstrengend, wie sie aussehen?

Sogar noch anstrengender. Das Programm hat es überhaupt in sich. Aber wie einer aus dem Kurs sagte: Man mag morgens vor der Stunde fluchen. Aber nach der Stunde bereut man es nie. Ich würde noch hinzufügen: Man wird besser. Aus einer Liegestütze werden fünf, aus keinem Butterfly Crunch werden zehn und nach sechs Monaten möchte bei Burpees nicht mehr heulen.

Moment mal, du machst das morgens?

Um 7:30 Uhr.

Muss denn das sein?

Nein. Man kann auch einen Kurs um 6:30 Uhr nehmen.

Oder am Abend.

Du bist also eine von denen, die man in Parks gruppendynamisch um tragbare Lautsprecher rumhüpfen sieht?

Genau. Man sieht diese Art von Outdoor-Training tatsächlich immer häufiger und es gibt diverse Anbieter. Was mich vom Original Bootcamp überzeugt hat, ist die kleine Teilnehmerzahl pro Gruppe und dass die Trainer dadurch individuell auf einen eingehen können, zum Beispiel die Haltung korrigieren, Tipps geben oder je nach Fitnessgrad verschiedene Schwierigkeitsstufen der Übungen zeigen.

Wie fit muss ich dafür sein?

Am Tag des Probetrainings hatte ich mich gut viereinhalb Jahren lang nicht weiter sportlich betätigt als mehrmals täglich in den vierten Stock zu laufen. Ich fahre allerdings viel mit dem Rad, habe keine gesundheitlichen Probleme und war früher, gaaaanz früher, mal ziemlich fit. Daran haben sich meine Muskeln womöglich erinnert, denn das Training schlug schnell an. Auf der Bootcamp-Webseite gibt es für Interessierte einen Gesundheitsfragebogen, den man ausfüllen sollte, und dort kann man angeben, in welcher Form man mit dem Training startet und was man sich davon verspricht.

Wie raffst du dich dazu auf?

Ich hatte nie die Motivation, allein ins Fitnessstudio zu gehen und obwohl ich zum Beispiel die Videos von Jillian Michaels oder Tracy Anderson gut finde, habe ich immer wieder abgebrochen, sobald etwa eine stressige Arbeitswoche dazwischenkam/mir nicht danach war/ich meine Haare waschen musste. Meine zwei Termine am Dienstag und Donnerstag im Bootcamp halte ich schon deshalb seit Januar fast ausnahmslos ein, weil ich mit anderen trainiere. Aus eigenem Antrieb wäre ich letzte Woche sicher nicht an zwei Morgen 118 Treppenstufen im Park rauf und runter gerannt. Ich sollte hinzufügen, dass ich in einer ausgesprochen netten, vollkommen poserfreien Gruppe gelandet bin und bei zwei tollen Trainern.

Sie treiben mich an, ich trete da aber nicht gegen die anderen an, sondern gegen mich selbst. Am Ende der Stunde komme ich körperlich völlig fertig aus diesem Wettkampf, in meinem Kopf ist dagegen wundersame Ruhe (Ich weiß! Es stimmt, was alle über Sport sagen! Verrückt!). Andere finden diese Balance beim Yoga, an der Ballettstange, beim Spazierengehen. Ich brauche etwas, bei dem ich mich verausgaben muss – und das gelingt mir besser, wenn ich gleich morgens antrete. Denn ganz egal, was an dem Tag schiefgehen wird, und es geht ja häufig irgendetwas schief: Die Burpees habe ich schon mal geschafft und ich bin für den Rest des Tages aufgeräumter und stressresistenter. Dieses Gefühl macht so süchtig, dass ich in den Pausenwochen zwischen Camps vor Entzug ein wenig irre werde. Als ich im Urlaub freiwillig eine Session eingelegt habe, habe ich mich selbst kaum wiedererkannt.

Was ich allerdings wiedererkenne, ist mein Körper. Ich habe zum ersten Mal seit der Geburt von Arlo ein Gespür dafür, wo mein Kraft steckt, habe Ausdauer, bin wacher, fitter und schlanker. Eines meiner Ziele war es, fünf Kilo abzunehmen. Warum ausgerechnet fünf? Weil ich jetzt wieder so viel wiege wie vor der Schwangerschaft. Es hätten auch vier Kilo sein können oder sechs, und ich habe seit Januar viel darüber nachgedacht, was es mit dieser Zahl auf der Waage und ihrer Wirkung auf mich auf sich hat. Gewicht ist ein kompliziertes Thema, persönlich und gesellschaftlich, und meine Gedanken zu Dünnsein, Selbstoptimierung, Wahrnehmung, Perfektionismus, Kontrolle, Eitelkeit und Altern will ich nicht in einem Absatz abhandeln, sondern möchte darüber bald ausführlicher schreiben. Aber das kann ich schon mal darüber sagen: Ich konnte mir ansehen, wie viel mich die letzten Jahre gekostet hatten. Ich hatte nicht aus Zufriedenheit zugenommen, sondern aus Verlorenheit. Schwangerschaft, Elternsein, zwei Bücher und all das Haribo, das ich gegessen hatte, um sie zu schreiben, eine unausgewogene Ernährung, der Schlafmangel, die fehlende Zeit für mich selbst, der Stress – all das hatte sich summiert, im übertragenen und buchstäblichen Sinn.  

Die bemerkenswerte Jen Gotch hat kürzlich auf Instagram geschrieben: „I look different because I feel different – not the other way around“.  So geht es mir auch. Ich mag mich nicht mehr oder weniger, weil ich abgenommen habe. „Wenn ich fünf Kilo weniger wiege/ein Buch veröffentliche/mehr Geld verdiene/dieses eine Kleid besitze…“ bin ich immer noch die Gleiche. Die Gleiche, die jetzt besser isst und schläft. Die Gleiche, die immer noch Steuerschulden hat und sich gerade keinen dollen Sommerurlaub leisten kann, die zu viel arbeitet, immer wieder mit dem Elternsein kämpft und mit ihrem Selbstbewusstsein. Aber: Ich betrachte meine Cellulite und Oberarmspeck mit neuer Milde, denn himmelherrgottnochmal, ich bin 40 und kann mit diesem Oberarm jetzt einen Elefanten auf die Matte hauen. Ich habe mir ein Ziel gesetzt und es erreicht. Das macht mich stolz. Und ich mag’s, dass meine Lieblingsjeans wieder so sitzt, wie sie sitzen soll.  

Braucht man dafür Equipment?

Turnschuhe und Sportklamotten.

Gibt’s das nur in Berlin?

Nein, in ganz Deutschland.   

Was kostet der Spaß?

175 Euro für einen achtwöchigen Kurs à zwei Stunden pro Woche. Es gibt auch halbe Kurse. FYI: Viele Krankenkassen erstatten mehrere Male im Jahr zumindest einen Teilbetrag der Kursgebühr, was mich auch davon überzeugt hat, dass sich das Investment lohnt. Details findet man auf der Webseite.

Noch Fragen? Fragt! Und schaut euch gerne auch das FAQ vom Bootcamp an.

Ich wurde für diesen redaktionellen Beitrag nicht beauftragt oder darin inhaltlich beeinflusst und erhalte dafür keine Bezahlung/Vergünstigung von Original Bootcamp. Da der Artikel eine Markennennung enthält, gilt er dennoch als WERBUNG.

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